Inhalt / Kritik
Eigentlich waren die Außerirdischen nur zur Erde gekommen, um ein wenig deren Botanik untersuchen zu können. Doch dieser Plan wird schnell zunichte gemacht, als eine Gruppe von Agenten der Regierung auftaucht. Schnell packen sie alles zusammen, gehen zurück in ihr Raumschiff und fliegen davon. In ihrer Eile haben sie jedoch einen der ihren übersehen, der nun alleine zurückbleibt. Per Zufall wird der 10-jährige Elliott (Henry Thomas), der zusammen mit seiner Mutter Mary (Dee Wallace-Stone), seinem älteren Bruder Michael (Robert MacNaughton) und der jüngeren Schwester Gertie (Drew Barrymore)zusammenwohnt, auf den ungewöhnlichen Besucher aufmerksam. Natürlich will ihm niemand die Geschichte glauben. Und so beschließt er, das Wesen allein zu suchen …
Anfang der 1980er war Steven Spielberg natürlich längst ein etablierter Regisseur, mit einer Reihe großer Hits. Und doch war E.T. – Der Außerirdische noch einmal eine ganz andere Hausnummer. Der zu dem Zeitpunkt siebte Kinofilm des Amerikaners brach reihenweise Rekorde, die zum Teil viele Jahre hielten, zum Teil immer noch gültig sind. Gerade in den USA war der Lauf eine Sensation: Zwischen Juni 1982 und Weihnachten im selben Jahr war der Film immer mal wieder auf Platz eins der Kinocharts, insgesamt 16 Mal führte er diese während seiner ursprünglichen Veröffentlichung an. Und auch wenn die Pläne für eine Fortsetzung verworfen wurden, das Science-Fiction-Abenteuer gehört nach wie vor zu den beliebtesten Filmen aller Zeiten, allein das Merchandising soll mehr als eine Milliarde Dollar eingebracht haben.
Zurück in die Kindheit
Das war auch deshalb unerwartet, weil E.T. – Der Außerirdische eine Abkehr von dem war, wofür Spielberg eigentlich bekannt war. Sein Debüt war der Thriller Duell (1971) über einen Mann, der von einem seltsamen Truck terrorisiert wird. Sein großer Durchbruch wurde Horrorfilm Der weiße Hai (1975), der als erster Film in den USA mehr als 100 Millionen Dollar einspielte. Zuletzt hatte Spielberg das actionreiche Abenteuer Jäger des verlorenen Schatzes(1981) gedreht. Dazwischen gab es natürlich auch Unheimliche Begegnung der dritten Art (1977), ebenfalls ein Science-Fiction-Film um Aliens und Kommunikation, ebenfalls ein großer Erfolg. Doch der war deutlich weniger persönlich als das, was Spielberg einige Jahre später vorlegen sollte – in mehrfacher Hinsicht.
Tatsächlich hatte Spielberg selbst als Kind einen Außerirdischen als Freund, wenn auch einen imaginären, der ihm dabei half, mit der Scheidung seiner Eltern zurechtzukommen. Wenn Elliot und seine Familie selbst unter der Trennung leiden und nun durch E.T. wieder zusammengeschweißt werden, dann hatte das mit Sicherheit etwas Therapeutisches an sich. E.T. – Der Außerirdische hatte deshalb auch deutlich mehr Herz und Wärme als die vorangegangenen Werke des Filmemachers, war sein erster Familienfilm, gedreht von einem Mann, der sich in seine Kindheit zurückversetzte, für andere Kinder, die in dem seltsamen Wesen mit den großen Augen einen Freund fanden, einen Vertrauten, sogar einen Seelenverwandten.
Zeit für große Gefühle
Diese neu entdeckte Sentimentalität sollte die Filme Spielbergs später verstärkt verfolgen, warf man ihm auch immer wieder vor. Wer mit einer solchen grundsätzlich nichts anfangen kann, der dürfte mit E.T. – Der Außerirdische deshalb seine Probleme haben. Gerade zum Ende hin setzt der Regisseur vor allem auf die Empathie des Publikums, das mit den Figuren leiden, sich aber auch mit ihnen freuen soll, am Ende glücklicher und getröstet aus dem Kinosaal geht. Das ist natürlich ein wenig manipulativ, auch nicht sonderlich komplex. Aber es funktioniert wahnsinnig gut, wenn man sich auf die Einladung einlässt, den ganzen erwachsenen Ballast wieder abzuwerfen und als Kind staunend durch die Welt zu laufen. Der Film lehrt einen, wieder offen zu sein, empfänglich für die Wunder – und das Fremde.
Technisch ist E.T. – Der Außerirdische sicher in die Jahre gekommen, vieles hier wirkt doch recht altmodisch inzwischen. Es ergibt auch nicht alles wirklich Sinn, etwa bei der kuriosen Verfolgungsjagd zum Schluss, die wohl nur deshalb drin ist, damit der ansonsten sehr ruhige Film noch ein bisschen Action vorweisen kann. Doch diese kleineren Mängel fallen nicht weiter ins Gewicht. Spielbergs Blockbuster ist ein immer wieder – gerade auch in der heutigen Zeit – gerne gesehener Klassiker, der sich als Plädoyer für Gemeinschaft versteht, lebensbejahend und hoffnungsvoll. Ein Film, der spielerisch und mit Humor Kinder wie Erwachsene auf eine Reise mitnimmt, das Leben als ein Abenteuer begreift, vor dem man sich nicht fürchten muss, auch wenn man es nicht immer begreifen kann.
Credits
OT: „E.T. the Extra-Terrestrial“
Land: USA
Jahr: 1982
Regie: Steven Spielberg
Drehbuch: Melissa Mathison
Musik: John Williams
Kamera: Allen Daviau
Besetzung: Henry Thomas, Robert MacNaughton, Drew Barrymore, Dee Wallace, Peter Coyote
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